News

Im Lehramtsstudium ins Ausland

09.07.2024

Die LMU unterstützt Lehramtsstudierende, die sich für einen Auslandsaufenthalt interessieren. Denn die internationalen Erfahrungen zahlen sich aus.

Lea am Strand mit dem Meer im Hintergrund

LMU-Studentin Lea

hat in Albanien Auslandserfahrung gesammelt. | © privat

In Buçimas, am Ufer des Ohrid-Sees in Albanien, sprach Lea Meier konsequent Deutsch – um der albanischen Schulklasse möglichst viel von ihrer Muttersprache mitzugeben. Wo nötig, verständigte sie sich mit Mimik, Gestik und Bildern. „Diese Erfahrung war für mich als künftige Grundschullehrerin für Deutsch als Zweitsprache besonders wichtig. Jetzt kann ich mich besser mit Schülerinnen und Schülern in deutschen Klassenzimmern verständigen, die noch kein Deutsch sprechen – und mich in sie hineinversetzen.“

Lea Meier gehört zur steigenden Zahl von Lehramtsstudierenden der LMU, die während des Studiums eine längere Zeit im Ausland verbringen – und sich dabei beruflich und persönlich weiterentwickeln. Nach Albanien ging sie mit dem PrimA-Programm der LMU. Angeboten vom Praktikumsamt des Münchener Zentrums für Lehrerbildung (MZL) der Universität, organisiert und betreut es jedes Jahr rund 100 Auslandsaufenthalte künftiger Pädagoginnen und Pädagogen. Die Schule in Buçimas, an der Lea Meier nun lernte und lehrte, war vor rund 15 Jahren eine der ersten PrimA-Kooperationsschulen.

„Dass angehende Lehrkräfte eine Zeit im Ausland verbringen, finden wir sehr wichtig“, erklärt Karl Tschida, stellvertretender Geschäftsführer des MZL. „Denn sich in einer anderen Sprache und Kultur zurechtzufinden, ist in ihrem späteren Beruf enorm hilfreich.“ Dies gelte nicht nur für künftige Sprachenlehrer, für die ein Auslandsaufenthalt ohnehin oft obligatorisch sei. „Auch andere sollten sich auf multikulturelle und oft mehrsprachige Klassen vorbereiten, in denen ein hoher Anteil der Schülerinnen und Schüler Migrationshintergrund hat.“

Darüber hinaus sei der Erwerb interkultureller Kompetenz wichtig für die Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit, aber auch der eigenen Persönlichkeit. „Und nicht zuletzt lernen die Studierenden ein anderes Schulsystem und eine andere Lernkultur kennen.“

Ein Abenteuer in Kanada

News

Raus in die Welt: Wohin es LMU-Studierende zieht

Weiterlesen

Die Lehramtsstudierenden, die heute ins Ausland gehen, sind dabei noch so etwas wie Pioniere. „Viele – natürlich nicht alle – sind doch stark an ihren Heimatorten verwurzelt, manche würden am liebsten später an der Schule unterrichten, die sie selbst besucht haben.“

Beim Internationalen Tag der LMU sowie einer jährlichen Infoveranstaltung speziell für Lehramtsstudierende wirbt das MZL daher für Wege ins Ausland: Neben einem Auslandspraktikum etwa mit PrimA kann dies eine Lehrassistenz sein, ein Erasmus-Stipendium oder ein Studium jenseits Europas mit LMUexchange. Letzteres ist ein Austausch- und Stipendienprogramm, mit dem Studierende an 150 außereuropäischen Partnerhochschulen der LMU lernen können und in der Regel von den Studiengebühren vor Ort befreit sind. Im Rahmen von speziellen Teaching-Assistantship-Programmen ist es auch möglich, Lehrerfahrung zu sammeln.

Yeshe steht von Eis umgeben in den Rocky Mountains

Yeshe Hoffmann bei einem Ausflug in die Rocky Mountains | © private

Wenn Yeshe Hoffmann an seine Zeit mit LMUexchange in Kanada zurückdenkt, gerät der ehemalige Lehramtsstudent für Englisch und Geografie am Gymnasium ins Schwärmen: „Fantastisch, besonders, einfach ein Abenteuer“ seien die zwei Semester als Teaching Assistant an der University of Alberta gewesen, wo seine Deutsch-Konversationskurse den regulären Sprachunterricht ergänzten. „Mein Ziel war es, die Studierenden mit Spielen, Debatten und Interviews ‚zum Ratschen‘ zu bringen.“

Als LMU-Studierender eines höheren Semesters konnte er dabei neben didaktischem Wissen „auch ein bisschen Lebenserfahrung“ einbringen. „Ich selbst genoss die Höflichkeit der Kanadier und die Weite der Landschaften, lernte mich selbst besser kennen und schloss lebenslange Freundschaften. Und meine Auslandserfahrung hallt nach – auch jetzt noch im Referendariat.“

Interkulturelle Kompetenz im Klassenzimmer

Ziele wie Kanada und die USA, erklärt Karl Tschida vom MZL, rangieren bei Lehramtsstudierenden gleich hinter europäischen Lieblingsländern wie England, Frankreich und Spanien. In letztere führen etwa Erasmus-Stipendien der Europäischen Kommission. Als Erasmus+-Stipendiat zahlt man im Ausland keine Studiengebühren, erworbene Leistungen können anerkannt werden und man wird finanziell gefördert.

„Lehramtsstudierende haben bei uns grundsätzlich sehr gute Chancen“, erklärt Claudia Wernthaler, die im Referat Internationale Angelegenheiten der LMU das Erasmus-Outgoing-Team leitet. „Denn die Erasmus-Plätze sind auf die Fakultäten der LMU verteilt: Ein angehender Chemie- und Englischlehrer kann sich also gleich an mehreren Stellen bewerben.“ Im Vergleich zu Kommilitoninnen und Kommilitonen anderer Fächer seien Lehramtsstudierende jedoch noch eher zögerlich, ins Ausland zu gehen. „Dabei transportiert man als Lehrerin oder Lehrer ja auch ein Lebensgefühl: Wie soll ich meine Schüler ohne Auslandserfahrung für den europäischen Gedanken oder eine andere Sprache begeistern?“

Neue Freunde im Studierendenwohnheim

LMU-Studentin Laura steht vor der Universite de la Reunion

LMU-Studentin Laura war mit Erasmus+ unter anderem auf La Reunion. | © privat

Laura Großmann wird das einmal nicht schwerfallen. Die Lehramtsstudentin für Englisch, Französisch und Italienisch hat vier Semester im Ausland verbracht. Neben einem selbstorganisierten Studium in Irland ging sie mit Erasmus+ nach Lyon, Paris und Réunion. „Jeder Ort bot einzigartige Erfahrungen mit unterschiedlichen Bräuchen und Menschen.“ Eines aber sei immer ähnlich gewesen: „Nach etwa zwei Monaten der Eingewöhnung begann ich, mich zu Hause zu fühlen.“ Dass sie in Studentenwohnheimen wohnte, half ihr, Freunde zu gewinnen und sich nicht zuletzt kulturell anzupassen.

In Frankreich etwa stellte sie starke Unterschiede zum Lehralltag in Deutschland fest – sowohl an der Universität als auch in Praxiskursen an der Schule. „In Paris etwa war die Hierarchie zwischen Lehrenden und Lernenden viel ausgeprägter als in Deutschland. Das führte zu mehr Respekt gegenüber den Lehrenden, aber auch weniger Offenheit bei persönlichen Angelegenheiten der Schüler.“

Natürlich gebe es auch Herausforderungen, so Laura Großmann. „Als eher schüchterner Mensch musste ich oft meine Komfortzone verlassen, um vor Ort in administrativen Dingen nachzuhaken.“ Das habe ihr bei ihrer persönlichen Entwicklung sehr geholfen. „Und in einem Literaturkurs verzweifelten wir Erasmus-Studierenden erst am hochspezialisierten Französisch-Vokabular eines Romans im Zirkusmilieu – freuten uns am Ende aber umso mehr, als Dozierende unsere stark verbesserten Französischkenntnisse lobten.“

Das Referat Internationale Angelegenheiten bietet Studierenden, die einen Platz an einer ausländischen Partneruniversität erhalten haben, eine Reihe von Services an – von Betreuung vor, während und nach dem Auslandsaufenthalt über Erfahrungsaustausch mit Ehemaligen bis hin zu interkulturellen Vorbereitungsworkshops. Und auch daheim in München haben sie die Möglichkeit, praktische Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln.

Sonderpädagogik in Tansania

Kooperationsprogramm mit der Open University Tansania

Interkultureller Austausch

LMU-Lehramtsstudierende diskutieren mit Teilnehmenden der Open University Tansania über den Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern. | © privat

So hilft das LehramtPRO-Zertifikatsprogramm des MZL, sich über Auslandsaufenthalte zu informieren und interkulturelle Fähigkeiten zu erlernen. Als „LMU Buddy“ oder bei der „Munich Erasmus Student Association" (MESA e.V.) können Lehramtsstudierende Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Ausland beim Einleben in München und an der Universität helfen. Die Initiative Sinik-Munich bietet ihnen „Interkulturelle Sensibilisierungstrainings“; und mit dem DAAD-Programm „Europa macht Schule“ können die Studierenden zusammen mit ausländischen Kommilitonen ferne Welten in deutsche Klassenzimmer bringen. Karl Tschida rät Lehramtsstudierenden, auch selbst ins Ausland zu gehen. Wer sich Sorgen um die Finanzierung eines Auslandsaufenthaltes mache, finde Unterstützung nicht nur vonseiten der LMU. So wurde eine Studienreise angehender Sonderpädagogen nach Tansania jüngst vom Auslandsstipendienprogramm ProsaLMU, Erasmus+ sowie dem DAAD unterstützt.

Bei dem Kooperationsprogramm mit der Open University Tansania, an dem Studierende verschiedener Schularten und Fächer der LMU teilnahmen, stand der Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern im Unterricht im Fokus. „Über Grenzen hinweg haben wir einen Dialog angestoßen, der benachteiligten Kindern zugutekommt“, erinnert sich Dr. Luiz André dos Santos Gomes, Erasmus-Koordinator für Pädagogik bei Verhaltensstörungen und Autismus einschließlich inklusiver Pädagogik, der die Reise begleitete. In Workshops zu Verhaltensstörungen, Autismus und Inklusion wurden diese Themen vertieft diskutiert, was für alle Beteiligten eine große Bereicherung dargestellt habe.

„In einem sehr intensiven Austausch erörterten wir etwa die Herausforderungen der tansanischen Lehrkräfte, Inklusion auch bei Klassenstärken von über hundert Schülerinnen und Schülern umzusetzen“, so Gomes. Und der interkulturelle Austausch wird weiterentwickelt: So ermöglicht das Erasmus+-Projekt den tansanischen Studierenden selbst ein Auslandsstudium – im Oktober und November dieses Jahres in Deutschland, an der LMU.

Informationen zu Auslandsaufenthalten für Lehramtsstudierende:

Münchener Zentrum für Lehrerbildung der LMU: Wege ins Ausland

Referat für Internationale Angelegenheiten: Beratung und Veranstaltungen

Wonach suchen Sie?